Google Übersetzer als Alternative?

Die Meinung, dass der Übersetzerberuf inzwischen vom Aussterben bedroht sei, verbreitet sich schon seit geraumer Zeit. Maschinelle Übersetzung (MÜ) von Anbietern wie Google oder Bing sei schließlich schon heute kostenlos und jederzeit verfügbar. Zugegeben: die MÜ wird mit jedem Jahr besser. Sie eignet sich durchaus für manchen privaten Gebrauch, zum Beispiel, wenn man gerade im Ausland ist und schnelle Hilfe bei der Wegbeschreibung oder Hotelbuchung benötigt. Auch wenn man sich auf die vorgeschlagenen Übersetzungen nur bedingt verlassen kann, wird die Kommunikation dadurch leichter.

Fachübersetzer verwenden keine maschinelle Übersetzung im Sinne eines Universalübersetzers wie der von Google oder Bing, sondern so genannte CAT-Tools, mit denen Datenbanken verwaltet und bestimmte Textsegmente gespeichert werden können. Computerunterstütztes Übersetzen ist geradezu unerlässlich, wenn man Terminologien konsistent halten will. Eine Datenbank (TM) lässt sich für beliebig viele Fachgebiete, Kunden oder Sprachkombinationen erstellen. So „weiß“ ein TM, das für technische Gebrauchstexte angelegt wurde, dass mit „Lager“ ein Maschinenelement zum Führen beweglicher Bauteile, und nicht etwa ein Ort zum Aufbewahren von Roh- und Betriebsstoffen oder die Biersorte „Lager“ gemeint ist.

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum die MÜ in absehbarer Zeit keine Alternative zu menschlichen Übersetzern sein kann:

  • Fehlende Kontextualität

Kein Übersetzungstool weiß Bescheid über Absicht, Kontext und Zweck eines Textinhalts. Auch bestimmte Vorgaben und Vorstellungen des Kunden können nicht berücksichtigt werden.

  • Fehlende Originalität

Keiner möchte, dass sein Werbetext genau die gleichen Begriffe enthält wie der des Konkurrenten. Ein „Universalübersetzer“ kann firmeneigene Terminologien, Claims und andere Inhalte dieser Art nicht berücksichtigen.

  • Fehlende Rechtssicherheit

Man will sich nicht vorstellen, was passieren kann, wenn bei einer Gerichtsverhandlung ad hoc auf MÜ zurückgegriffen wird, oder wenn Sie einen wichtigen Vertrag nebenbei per MÜ übersetzen lassen. Wen möchten Sie verklagen, wenn Ihnen ein Schaden in Millionenhöhe entsteht? Und: Welche Garantie haben Sie, dass Ihr vertrauliches Dokument vom MÜ-Anbieter nicht weiter verwendet und verarbeitet wird?

  • Fehlende Qualitätssicherung

MÜ greift in der Regel auf bereits vorhandene, von Menschenhand gemachte Übersetzungen zurück und geht dabei statistisch vor, ohne die Qualität der verschiedenen Übersetzungsvarianten kontextweise beurteilen zu können. Wie viele schlechte Übersetzungen gibt es im Internet zu finden? Und: Wer liest die von MÜ gemachte Übersetzung Korrektur und vergleicht sie mit dem Ausgangstext, wenn auf menschliche Übersetzer verzichtet wird?

  • Fehlende Erkennung von inhaltlichen Fehlern

In nicht wenigen Ausgangstexten stößt man als Übersetzer auf unklare Formulierungen oder Flüchtigkeitsfehler. Außerdem weisen manche in gedruckter Form vorliegende Texte Randvermerke und Streichungen auf. Ein Übersetzungstool kann solche Sonderfälle nicht berücksichtigen, geschweige denn angemessen bewerten.